Montag, 26. März 2018

Willkommen in der klassischen Literatur und der Welt von Jane Austen





"Es ist eine Wahrheit, über die sich alle Welt einig ist, dass ein unbeweibter Mann von einigem Vermögen unbedingt auf der Suche nach einer Lebensgefährtin sein muss."
"Stolz und Vorurteile", Jane Austen, Anaconda Verlag


Mit diesem Satz beginnt eines der wohl bekanntesten Bücher der klassischen Literatur.
Jane Austen`s „Stolz und Vorurteil“ ist ein Meisterwerk seiner Zeit und auch heute noch ein absolutes must Read - aber wieso eigentlich? Was macht ihre Bücher so besonders?
Eine Frage, mit der ich mich die letzten Tage mal auseinander gesetzt habe. Ob ich euch eine pauschale Antwort darauf geben kann, bleibt wohl fraglich, aber mit Sicherheit hab‘ ich das ein oder andere gute Argument für euch gefunden.
Fangen wir aber erst einmal damit an, zu erfahren, wer Jane Austen denn überhaupt ist.
  • Jane Austen kam am 16.12.1775 in Steventon zur Welt 
  • Sie hatte 6 Brüder und eine Schwester, Cassandra, welcher sie sehr nahe gestanden haben soll 
  • mit 7 Jahren wurde sie auf Mrs. Cawleys Pensionat in Oxford geschickt 
  • 1785 setzte sie dann durch, dass man sie auf die Abbey School schickte 
  • Zwischen 1787 und 1793 entstanden die ersten literarischen Arbeiten 
  • 1789 gilt als das Jahr, in dem Jane beschloss das Schreiben zu ihrem Beruf zu machen 
  • 1811 Veröffentlichung von „Verstand und Gefühl“ 
  • 1813 „Stolz und Vorurteil“ 
  • 1817 beendete sie noch das Buch „Elliots“ 
  • 1817 wurde Jane krank, im März musste sie das Schreiben aufgeben und am 18.07.1817 starb sie an den Folgen ihrer Krankheit (über welche bis heute viele Theorien existieren)
* Daten aus "Jane Austen - Eine Entdeckungsreise durch ihre Welt" von Holly Ivins, DVA Verlag


Wer noch mehr über Jane Austen erfahren möchte, sollte sich das Buch "Jane Austen - Eine Entdeckungsreise durch ihre Welt" zu Hand nehmen. Hier schildert Holly Ivins alles was es über Jane Austen, die Regency Zeit sowie über die Romane von Jane Austen zu wissen gibt.

Jetzt, wo wir wissen wer Jane Austen war, sollten wir uns die Zeit, in der sie gelebt hat, noch genauer anschauen, denn nur dann versteht man ihre Bücher wirklich. Ihre „Geschichten“ sind nicht einfach trivial, anspruchslos und nur der Liebe zugewandt. Vielmehr geht es, vor allem in „Stolz und Vorurteil“, auch um die Gepflogenheiten und das Benehmen der Damen und Herren in dieser Zeit. Mitunter war es damals am wichtigsten, dass man die Töchter gut verheiratete, also nicht unter dem eigenen Stand sondern eher an einen Mann der vermögend war. Gefühle spielten dabei eine geringere Rolle als heute. Auch war es für einen Mann mit Vermögen nicht gedacht, eine Dame unter seinem Stand zu heiraten. Man hatte den Damen aus niedrigerem Stand gegenüber Vorurteile, und oft war der Stolz der Liebe im Weg.

Die Umgangsformen zu dieser Zeit spielten in der Gesellschaft eine tragende Rolle, in ihnen spiegelte sich der Rang und Reichtum eines Menschen wieder. In der Regency Zeit basierten diese Umgangsformen auf den Wertvorstellungen aus dem Italien der Rennaissance und auf Ideen und Mode aus dem Frankreich des 17. Jahrhunderts.

Benimmregeln für Männer:
  • Ein Mann musste stets selbstbewusst erscheinen 
  • rüde oder vulgäre Ausdrücke durften nicht verwendet werden 
  • sie mussten gute Tänzer sein 
  • Gleichrangigen oder gar Rangniederen gegenüber sollte man höflich und liebenswürdig gegenüber treten 
Benimmregeln für Frauen:
Von Frauen wurde im allgemeinen erwartet, dass sie unterwürfig und fügsam waren, sanft und liebenswürdig und sie hatten stets auf ein ansprechendes Äußeres zu achten. Sie mussten sich dem Willen des Vaters und später des Ehemannes beugen.

Und wieso lohnt es sich jetzt eigentlich die Romane von Jane Austen zu lesen?

Hierfür habe ich ein paar Gründe zusammengetragen, welche die Bücher für mich lesenswert machen:
Ihre Darstellung der Charaktere. Jane Austen schafft es wirklich in jedem Buch ihren Figuren Leben einzuhauchen, sie sind nicht einfach nur Darsteller der Geschichte, sie erwachen in den Büchern regelrecht zum Leben. Man leidet mit den Frauen, hasst die Vorurteile der oberen Schicht und den Stolz der Männer, diesen Vorurteilen „Folge“ zu leisten.
Ihre Beschreibung der Gegend, der Gärten durch welche die Damen flanieren, die Bibliotheken, der Schlafgemache. Die großen Herrenhäuser sind so detailreich beschrieben, dass man sich diese vorstellen kann als stünde man mitten in einem der Tanzsäle.
Die so toll beschriebenen Tanzsäle bringen uns dann auch gleich zu den wirklich unglaublich schön beschriebenen Tanzabenden, an denen sich alle Damen und auch die Herren extra fein machten. An diesen Abenden beobachtete man das jeweils andere Geschlecht besonders genau, war doch nur denjenigen der Zutritt gestattet, welche im heiratsfähigen Alter waren. Und tanzte man mehr als 2 Mal an einem Abend miteinander, so galt man als verlobt.
Ihre Ansichten. Jane Austen wusste, wie sie ihre Ansichten in ihren Bücher rüberbringen konnte, ohne dabei jedoch wirklich aus der Rolle der Frauen damals herauszufallen. Bei Elisabeth „Lizzy“ Bennett kommt dies wohl am stärksten zum Ausdruck, zumindest für mich persönlich.
Ihre Bücher sind im Grunde wunderschön zeitlos, so sind die Probleme der Frauen zu der damaligen Zeit durchaus mit den Problemen der heutigen Zeit vergleichbar.
Ihre Art über Herzensangelegenheiten zu schreiben ist einmalig, humorvoll, klug, einfühlsam und erschreckend ehrlich.


"Ich denke, dass jeder das Recht hat, 
einmal im Leben aus Liebe zu heiraten."
"Jane Austen über die Liebe" von Felicitas von Lovenberg, Insel Verlag

Nun aber zu einem Grund, den ich persönlich sehr wichtig finde und gerade die Frauen ansprechen sollte, die auch gerne schreiben. Jane Austen war eine der ersten, erfolgreichen Autorinnen, deren Bücher tatsächlich veröffentlicht wurden -anfangs allerdings anonym, schließlich gehörte es sich für die Damen der damaligen Zeit nicht zu schreiben. Als „Stolz und Vorurteil“ bei Kritikern und Lesern aber großen Anklang fand und ein Bekannter Henry`s, ein Bruder von Jane, von dem Buch schwärmte, konnte dieser nicht länger an sich halten und gab seine Schwester als Autorin preis. Jane Austen war also eine echte Feministin und man sollte doch zumindest "Stolz und Vorurteil" von ihr gelesen haben.

Mit der Zeit sind noch einige Bücher rund um Jane Austen erschienen, so zum Beispiel auch eine Ausgabe des Reclam Verlages im Jahr 2017 anlässlich ihres 200. Todestages. Auch wurden ihre Bücher von Autorinnen der heutigen Zeit fortgesetzt, so etwa "Irrungen und Wirrungen auf Pemberly", welches eine Fortsetzung von „Stolz und Vorurteil“ sein soll.

Auch eine Neuerzählung von Stolz und Vorurteil ist 2017 erschienen, mit dem Titel "Vermählung" von Curtis Sittenfeld, ebenfalls lesenswert.





"Dinner mit Mr. Darcy" muss ich hier auch unbedingt noch erwähnen. Ein Kochbuch welches uns mit den Rezepten und der Aufmachung in Jane Austen`s Zeit zurück holt. Die Autorin dieses Kochbuchs, Pen Vogler, sammelte einfache aber wirklich köstliche Rezepte, zusammen mit den Lieblingsrezepten von Jane Austen welche so präzise Beschrieben wurden, dass das Nachkochen wirklich einfach ist. Mit seinem "samtenen" rosa Einband ist dieses Kochbuch wirklich eine Augenweide.







Ich hoffe sehr, dass ich euch mit diesem Artikel die Literatur von Jane Austen etwas näher bringen konnte und ihr vielleicht doch noch zu „Stolz und Vorurteil“ greift. Wenn ihr dies erst einmal gelesen habt, wollt ihr sowieso mehr...

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